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[Übersetzung: Brandark]

[Probeleser: - ]

Weeds Rolle im Stoßtrupp

 

Die Stoßtruppe mit dem Dorf Baran als Ziel.

Da sich Rosenheim an der Grenze des von Menschen besiedelten Gebietes befand, war das Königreich ständig von Monstern umzingelt.

Das Königreich verstärkte seine Mauern und organisierte Milizen in den Grenzsiedlungen, aber dennoch waren die jährlichen Plünderungen durch Orks und Goblins während der Herbsternten ein ernstes Problem für den Königlichen Hof, welches nicht so leicht in den Griff zu bekommen war.

Die Aufgabe, die die Stoßtruppe unter Darius hatte, war es, das Dorf Baran aus den Klauen von den Echsenmenschen zu befreien, welche das Dorf kürzlich erobert hatten. Diejenigen, die an dieser Gruppenquest teilnahmen, teilten dasselbe Ziel. Der Stoßtrupp sollte aus 300 Spielern bestehen, welche gemeinsam die Echsenmenschen aus dem Dorf vertreiben sollten.

Dieses Thema hatte die Zitadelle von Serabourg während der vergangenen Tage in Aufruhr gehalten. Spieler kamen selbst aus anderen Königreichen nach Rosenheim, um an der Quest teilzunehmen, weshalb die Stadt noch stärker überfüllt war, als sonst.

Wer an der Quest teilnahm, der wurde mit Erfahrungspunkten und vor allem Ruhm für seinen Verdienst für Rosenheim. Alle sprachen davon, doch Weed hatte davon nichts mitbekommen, während er Statuen schnitzte. Weed verabredete sich mit seinen alten Teamkameraden. Sie warteten auf ihn am anderen Ende der Stadt.

„Schön dich wiederzusehen, Weed.“

„Wow, lange nicht gesehen!“

Surka und Irene begrüßten Weed. Ihr Aussehen hatte sich stark verändert, seit sie sich zuletzt gesehen hatten. Surke trug eine feingewobene Tunika und Irene eine schneeweiße Kleriker Robe. Romuna trug eine typische schwarze Magier Robe. Sie waren überrascht, dass Weed immer noch die gleiche Ausrüstung trug.

„Weed, wo bist du gewesen?“

„Das ist eine lange Geschichte…“

Bevor Weed richtig antworten konnte, wurde er von Surka unterbrochen.

„Ich verstehe. Du hast dich seit Wochen nicht eingeloggt, oder?“

„…“

„Ah, wirst du der Stoßtrupp Quest beitreten? Bitte komm mit uns!“

Romuna hakte ihren Arm bei Weed unter, so als wären sie ein Paar. Pale beobachtete sie mit Missfallen, was Weed einen Schauder über den Rücken jagte. Er hatte bereits vermutet, dass Pale heimlich was für Romuna empfand. Weed befreite schnell seinen gefangenen Arm und fragte sie nach ihrem Level.

„Welches Level habt ihr jetzt?“

„Ich bin jetzt Level 48. Ich bin fünf bis sechs mal im Kampf gestorben, deshalb hab ich das niedrigste Level von uns.“, sagte Surka kleinlaut.

„Ich bin 51.“, sagte Irene.

„So wie ich.“, sagte Romuna.

„Und ich bin Level 53.“, sagte Pale immer noch leicht verstört.

Weed erfuhr, dass seine Teamkameraden alle Freude aus dem echten Leben sind, deshalb hatten sie immer gemeinsam gelevelt und ihre Level waren auf einem ähnlichen Niveau. Es war auf jeden Fall auffällig, dass sie intensiv gelevelt hatte, da sie schneller aufgestiegen waren, als typische Spieler.

Sie beichteten Weed, dass sie eine vorrübergehende Auszeit vom Studium genommen hatten. Zwar erzählten sie nicht mehr, aber er vermutete, dass sie seitdem ununterbrochen Royal Road gespielt hatten, mit wenig Schlaf und in ihren dunklen Räumen von der Außenwelt abgeschnitten.

Pale erklärte schnell, dass Weed sie auf der Quest begleiten würde.

„Sie schrieben, dass die Level Anforderungen 30 und höher wären. Dieses Quest gibt sehr gute Erfahrungspunkte und du kannst außerdem ein wenig Ruhm für Rosenheim bekommen.“

Der Stoßtrupp würde auf viele Monster treffen. Das Hauptziel waren dabei die Echsenmenschen, welche die Siedlung Baran besetzt hielten, aber die Chancen waren hoch, dass sie auch auf die schwächeren Goblins treffen würden.

„Die Mission ist ein bisschen Gefährlich, aber wir haben auch die Unterstützung der NPCs, falls es mal eng werden sollte. Ich kann inzwischen keine Spinnen und Banditen mehr sehen.“, sagte Pale, während er sein Gesicht verzog.

Während Weed nicht bei der Gruppe gewesen war, hatten seine Teamkameraden in einem nahen Dungeon gelevelt. Es war das Spinnen Dungeon, in dem Spinnen und giftige Arachniden hinter jedem Stalagtiten lauerten. Um das Gift hatte sich Irene gekümmert, aber Pale war traumatisiert davon, dass er einmal hilflos zappelnd in einem klebrigen Netz hing und versuchte sich gegen Spinnen zu wehren, denen der Speichel aus dem Mund lief.

Weed nickte und verstand nur allzu gut, was Pale durchgemacht hatte. Er hatte ebenfalls eine harte Zeit gehabt, als er gegen die großen ekligen Käfer hatte kämpfen müssen.

„Es kann wohl nicht schaden, bei der Quest mitzumachen.“

„Wir heißen dich willkommen Weed. Ach und übrigens…“

„Ja?“

„Hast du inzwischen eine Klasse bekommen?”

Als Weed zusammen mit den anderen gelevelt hatte, hatte er immer noch keine Klasse gehabt. Sie hatten sogar gewettet, wann er eine bekommen würde.

„Ja, ich habe eine Klasse, aber…”

„Welche Klasse ist es? Komm schon, erzähl es uns.“

Irene, welche sonst immer zurückhaltend war, näherte sich Weed mit leucheten Augen. Als Priesterin, die sich um das Heilen und Buffen kümmerte, musste sie die Klassen all ihrer Teamkameraden wissen.

Es gibt so viele Unterklassen, allein schon nur für den Krieger, ganz zu schweigen von den anderen Kampfklassen, welche sich auf verschiedene Kampftechniken und Waffen spezialisiert haben. Während Tanks auf Verteidigung und Vitalität spezialisiert sind, sind die Schadensklassen eher auf Angriffskraft und Stärke ausgerichtet.

Pale und Surka gehörten eher zu den unterstützenden Klassen und hatten eine hohe Gewandtheit, aber weniger Stärke und Vitalität, im Vergleich zu anderen Kämpferklassen. Außerdem gibt es noch die Paladine oder auch Heilige Ritter genannt. Diese können heilige Kräfte nutzen, wie zum Beispiel Heilende Hand, womit sie sich selbst heilen können, dank ihrem exklusiven Statuswert Glaube.

Weed kratzte sich am Kopf.

„Ich bin ein Bildhauer.“

„Wow, cool! Du hast eine Künstlerklasse gewählt.“

Surka lachte fröhlich, aber die anderen sahen nicht gerade erfreut aus. Das Vorurteil, dass Bildhauer schwach seien, war tief in ihrem Unterbewusstsein verankert.

Es war ein Fakt, dass der Bildhauer eine Klasse ist, die nichts mit Kämpfen am Hut hat und deshalb keine Boni auf Stärke und Vitalität hatte.

Dennoch akzeptierten sie von tiefstem Herzen Weed als einen von ihnen. Sie waren nicht so herzlos, dass sie sich von einem ehemaligen Kameraden abwenden würden, nur weil er eine weniger nützliche Klasse gewählt hatte.

„Wir waren gerade auf unserem Weg zu Sir Darius um dem Stoßtrupp beizutreten. Komm mit uns.“, sagte Pale.

„Aber, du weißt schon, ich bin ein Bildhauer.“

“Mach dir deswegen keine Gedanken. Wir schaffen das schon. Wir sollten uns beeilen, bevor die letzten Plätze alle vergeben sind. Der Stoßtrupp ist auf 300 Spieler und 200 NPCs begrenzt.“

„Komm schon, Weed, los geht’s.“, sagte Romuna.

„Falls du glaubst, du wärest nicht qualifiziert genug, weil du ein Bildhauer bist, dann werden wir dir aushelfen. Bitte?“, versuchte Surka ihn zu überzeugen.

Jetzt wo Weed bereits seine Klasse bekannt gegeben hatte, hatte er keine weitere Ausrede mehr um abzulehnen. Die Frauen fühlten eine Art Beschützerinstinkt für Weed, deshalb konnten sie ihn nicht zurücklassen, obwohl sie ihn für schwach hielten und Pale bettelte ihn beinahe darum, mitzukommen, weil er sich dafür revanchieren wollte, dass Weed ihnen zuvor geholfen hatte.

Von ihrer Hartnäckigkeit überzeugt, ging Weed gemeinsam mit ihnen zu Darius‘ Truppe.

***

Herzog Kanus hielt ein regelmäßiges Treffen der Ritter von Rosenheim ab. Alle Ritter der Zitadelle waren ohne Ausnahme eingeladen. In diesem Treffen diskutierten sie darüber, wie sie die Monster aus Rosenheim vertreiben könnten, den Einberufungsplan und andere dringende militärische Angelegenheiten.

„Ihr habt eure Aufgabe sehr zufriedenstellend erledigt, Sir Midvale und die Soldaten, welche Eurer Gruppe zugeteilt waren, wurden sehr gut ausgebildet. Ich bin beeindruckt, dass alle ihre Level höher als 50 sind.“, sagte Herzog Kanus sehr zufrieden.

„Dies ist nicht mein Verdienst, Eure Exzellenz.“

„Mhh? Aber ich habe Euch doch persönlich mit dieser Aufgabe betraut. Erzählt mir, was vorgefallen ist.“

„Wie Sie wünschen, Eure Exzellenz.“

Daraufhin berichtete Sir Midvale detailiert, was alles in der Höhle von Litvart vorgefallen war.

„Hmm… So ist das also.“

Herzog Kanus strich sich nachdenklich durch seinen wohl gepflegten Bart.

Die anderen Ritter waren erstaunt, dass ein Ausländer, kein Einwohner von Versailles, diese Aufgabe so gut erledigt hatte. Die NPCs betrachteten sich selbst als lokale Bewohner, welche auf dem Versailles Kontinent geboren wurden, während die Spieler Ausländer waren, welche von Gaea, dem Heiligen Seher, geschickt worden sind. Die NPCs hatten Emotionen und sprachen und benahmen sich wie echte Menschen, dank ihrer so gut programmierten künstlichen Intelligenz.

„Ein vorbildlicher Zeitgenosse. Sir Midvale, warum habt Ihr ihn nicht für die Armee von Rosenheim rekrutiert?“

„Ich habe ihm zwei Mal eine Stelle als Offizier in der Armee angeboten, aber er sagte er wolle seine Freiheit behalten und Monster in eigener Mission jagen.“

„Wahrlich ein Ausländer.“

„Ja, Eure Exzellenz. Obwohl er nicht zu unserem Königreich gehört, scheint er dennoch ein Mann zu sein, welcher sich erneut für das Königreich einsetzen wird.“

„Wenn Ihr das sagt, dann werden wir wohl sein Schwert eines Tages erneut an unserer Seite sehen.“, und damit ließ der Herzog das Thema fallen.

***

Auf dem Weg zu Darius hielt Weed bei einem Lebensmittelgeschäft an.

„Weed, warum halten wir hier an?“

„Ihr werdet schon noch sehen.“

Das Lebensmittelgeschäft war mit Kunden überfüllt. Es waren überwiegend Laufburschen, welche für die Restaurants in der Zitadelle arbeiten. Ein Bursche, welcher wie ein Bote gekleidet war, rief laut:

„Ich möchte frische Brüste!“

„Puahaha, dann bist du hier am falschen Ort, junger Tiger. Ein Bordell findest du an der nächsten Ecke die Straße runter. Ich hoffe du hast deinen Lichtbildausweis dabei.“, scherzte der Verkäufer.

„Ach Mist! Ich meinte doch Hühnerbrust!“

Der Bursche verzog verlegen das Gesicht. Aber der Ladenbesitzer grinste ihn nur ölig an.

„Nur Hühnerbrust? Brauchst du nicht auch noch Eier?“

„Ups, das hätte ich ja beinahe vergessen… Ich brauche außerdem auch noch Eier.“

„Warte hier, ich gebe dir die Eier, sobald die Hennen welche legen.“

„Und was ist mit den Hühnern?“

„Sobald sie schlüpfen.“

Irene lachte über den Wortwechsel zwischen dem Verkäufer und dem Laufburschen.

„Lustiger Junge.“

„Ich vermute er hat einen Job in einem Restaurant angenommen, weil er die Zitadelle innerhalb der ersten vier Wochen nicht verlassen darf.“

„Schlechte Wahl. Warum hat er sich entschieden in einem Restaurant zu arbeiten, wenn er dort nichts lernen kann?“

In Pales Augen war es nicht sinnvoll, in einem Restaurant zu arbeiten. Anfängern wurde immer geraten, Jobs zu wählen, die gut bezahlt wurden, oder bei denen sie etwas als Vorbereitung für ihre Klasse lernen konnten.

„Wenn man in einem Restaurant arbeitet, dann kann man den Kochen Skill lernen. Dies zahlt sich später aus.“, meinte Weed dazu.

„Ich weiß, aber wo liegt der Sinn darin, einen so nutzlosen Skill, wie Kochen zu lernen? Wenn man einfach Roggenbrot kauft, welches mit dem Haltbarkeitszauber für Nahrungsmittel verzaubert wurde, dann kommt man damit einen guten Monat lang aus.“, sagte Pale.

„Er hat Recht. Warum sollten wir den Kochen Skill lernen, wenn wir auf diese Weise einfach unsere Zufriedenheit hoch halten können?“, fragte Surka.

In Weeds Augen waren Pale und Surkas Meinungen kurzsichtig und kindisch. Sie unterschätzten den Kochen Skill genauso, wie sie auch die Bildhauerei geringschätzig betrachten, ohne zu wissen, welch großen Einfluss gute Mahlzeiten auf die Statuswerte haben konnten.

Diese Menschen wissen nicht, wie es ist, ein Leben in Armut zu führen.

Weeds Blick verdüsterte sich. Diejenigen, welche harte Zeiten erlebt hatten, würden nicht die Bedeutung des Kochen Skills übersehen. Stell dir vor, du bist draußen in der Wildnis am Monster jagen und hast nichts anderes als Roggenbrot zum Essen. Wenn man noch ein Anfänger mit niedrigem Level ist und nur geringe Finanzielle Mittel hat, dann wird man sich daran nicht weiter stören, weil man kaum eine Alternative hat. Aber sobald man einen höheren Level erreicht und es sich leisten kann, auch teurere Nahrung zu kaufen, dann wird man automatisch das fad schmeckende Roggenbrot verabscheuen.

In Wahrheit aß selbst Pale nicht nur Roggenbrot. Im Grunde hatten alle Menschen die gleichen Grundbedürfnisse. Sobald die grundlegendsten Bedürfnisse erfüllt sind, wächst die Liste der Bedürfnisse automatisch weiter an. Die wichtigsten der Grundbedürfnisse waren ein Dach über dem Kopf, Kleidung und Nahrung. Also würden die Menschen sehr schnell versuchen, ihre Nahrungsverpflegung zu verbessern.

Außerdem hatte der Kochen Skill auch Auswirkungen auf das echte Leben. Wenn der Skill wächst, vergrößerte sich die Anzahl der verfügbaren Rezepte anhand der vorhandenen Zutaten. Ein neues Rezept, welches man im Spiel ausprobiert, kann man im Anschluss auch im echten Leben ausprobieren. Außerdem gab einem der Skill viele Tipps während des Kochens, wie eine bestimmte Aufgabe besser erledigt werden konnte.

Wenn man den Kochen Skill bis zur Experten Stufe gemeistert hatte, dann würde man sich keine Sorgen mehr um einen Job machen müssen, da jedes Restaurant einen mit offenen Armen aufnehmen würde.

Virtuelle Realität. Dies war nicht einfach nur ein Begriff, sondern das echte Leben wurde so detailgerecht dargestellt, wie nur möglich. Was man im Spiel lernte, lernte man auch fürs echte Leben. Royal Road ist so detailgerecht und realistisch.

Natürlich konnte die breite Masse der Spieler, welche nicht so wie Weed eine Vielzahl von Produktionsklassen lernte, dies nicht verstehen, bis sie es selbst ausprobiert haben.

Ich frage mich, ob sie es dennoch jemals versuchen werden.

Weed erwartete, dass der Wert des Kochen Skills weiter anstieg, je höher das Level der Spieler wurde. Mahlzeiten, die mit Weeds noch niedrigem Kochen Skill zubereitet wurden, gaben einen vorrübergehenden Bonus auf die Lebenspunkte. Wie wäre es also, wenn ein Meisterkoch ein Gericht zubereitete?

Ich bin mir sicher, selbst ein glücklich verheiratetes Paar würde sich gegenseitig töten, nur um einen Bissen davon zu kosten.

Nicht nur der Geschmack würde spektakulär sein, sondern auch die Boni auf die Statuswerte wären außergewöhnlich hoch. Hartes, Geschmacksneutrales Roggenbrot, welches 3 Bronze kostet gegen Französische Küche, welche himmlisch schmeckt und eine Fülle an Status Boni gibt. Der Wettbewerb wäre bereits vorüber, ehe er begonnen hätte. Weed vermutete, dass Mahlzeiten, die von Top Köchen zubereitet wurden, einiges an Gold kosten würden.

Er vermutete, dass der Wert von Statuen eher oberflächig bleiben würde, während der Kochen Skill, welcher ein natürlicher Bestandteil des täglichen Lebens darstellte, seinen Einfluss immer mehr verstärken würde. Die Spieler ganz oben in den Ranglisten würden nur die besten Mahlzeiten haben wollen und damit wäre der Wert eines guten Koches nicht zu unterschätzen.

Naja, vermutlich gibt es einige Spieler, die dies ebenso vorhergesehen haben. Köche gehören zu den Profis, die ihre Geheimnisse am besten hüten. Sie werden an ihren eigenen Rezepten arbeiten und versuchen ihren Kochen Skill weiter zu verbessern.

Weed wandte sich seinen Teamkameraden mit ernstem Gesicht zu und sagte:

„Ich kann euch nicht verübeln, dass ihr die Produktionsskills verurteilt. Die Kampf Skills sind natürlich wichtig, aber ich glaube, dass die Produktionsskills später mal sehr, sehr wichtig sein werden. Alle Produktionsskills haben gemeinsam, dass sie die Kampffähigkeiten des Avatars unterstützen. Ich würde euch empfehlen, den Kochen Skill zu lernen. Er ist sehr wichtig für das alltägliche Leben.“

„…“

„Es tut mir leid.“, sagte Surka leise.

„Ich hatte vergessen, dass du ein Bildhauer bist, es war taktlos von mir, herablassend über die Produktionsklassen zu sprechen. Es tut mir wirklich leid.“, sagte Pale.

Surka, Pale und Irene wurden rot vor Scham. Sie glaubten, Weed wäre sauer, weil sie in seiner Gegenwart schlecht über den Kochen Skill gesprochen hätten, einen Produktionsskill.

Ihr habt mich falsch verstanden. Das habe ich nicht gemeint.

Weed schüttelte den Kopf. Egal, wie sehr er es versuchte, sie würden es nicht verstehen, bis sie es gesehen hätten.

Der Lebensmittelladen hatte eine freundliche Atmosphäre, weil die Kunden überwiegend Stammkunden waren. Weed drängelte sich durch und ging zur Verkaufstheke.

„Hallo.“, grüßte Weed den Verkäufer.

„Hallo. Ich habe dir eben zugehört. Du hast genau die richtige Vorstellung, was das Kochen betrifft!”, sagte der Verkäufer freundlich zu ihm.

„Danke sehr.“

„Dein Gesicht kommt mir bekannt vor…“

„Jep. Ich habe vor ein paar Tagen schon einmal hier eingekauft.“

Als Weed seinen Bildhauer- und seinen Kochen Skill trainierte, hatte er einmal diesen Laden besucht und Zutaten und Gewürze in großer Menge gekauft – aus einfachem Grund: Mengenrabatt.

Eine gute Möglichkeit, den Gewinn zu erhöhen ist es, Materialien in großen Mengen einzukaufen und dafür einen Mengenrabatt zu bekommen. Weed hatte bisher immer nur in diesem Laden eingekauft, aber heute sprach er zum ersten Mal mit dem Verkäufer.

„Ah, so ist das also. Vielen Dank, dass du meinen Laden besuchst. Übrigens, strebst du eine Karriere als Koch an?“

„Nein. Meine primäre Klasse ist nicht Koch, aber ich kenne dennoch den Wert des Skills.“

“Das ist gut. Also, wie kann ich dir heute helfen?”

Die Augen des Verkäufers leuchteten, während er Weed musterte. Weed hatte bereits bei der Unterhaltung mit dem Laufburschen bemerkt, dass der Verkäufer ein Spieler war.

„Gewürze und Soßen.“

„Hmm, wir haben viele verschiedene Gewürze, was suchst du genau? Wir haben Zucker, Salz und Pfeffer und außerdem kann ich dir auch noch ein paar interessante lokale Spezialitäten zeigen, wie zum Beispiel von Elfen oder Flaschen mit Pflanzensaft, welche von Pflanzen aus dem Norden gepresst wurden.“

Auf dem weiten Kontinent gab es unzählige Spezialitäten mit ihren eigenen, unverwechselbaren Geschmäckern, welche von Bauern geerntet und durch Händler auf dem Kontinent verteilt wurden.

„Ich brauche keine besonderen Gewürze. Die typischen reichen vollkommen aus.“

„Alles klar. Ich gebe dir noch ein paar extra.“

Während Weeds Teamkameraden der Unterhaltung zuhörten, bemerkten sie ein unausgesprochenes Verständnis, gegenseitigen Respekt zwischen den beiden, so als wären sie alte Freunde.

In Wahrheit war der Verkäufer ein Spieler, der selbst bereits den Weg des Koches eingeschlagen hatte. Als er Weed bemerkt hatte, erkannte er einen kompetenten Rivalen in ihm. Ebenso erkannte Weed, dass Verkäufer ihm schon um einiges voraus war im Kochen, deshalb brauchten die beiden nicht viele Worte, um sich gegenseitig zu verstehen. Der Augenkontakt sagte ihnen alles, dass sie wissen mussten.

***

Der Stoßtrupp, der ausziehen sollte um die Siedlung Baran zu befreien, war bereits ein heißes Gesprächsthema in der Stadt und viele Spieler beeilten sich, um an der Quest teilzunehmen. Darius saß auf einem kleinen Stuhl, während er die Bewerber für die Quest beurteilte.

„Der Nächste, bitte.“

„Hallo, ich heiße Cochran. Ich bin ein Level 68 Bogenschütze. Ich kann sehr gut mit dem Mehrfachschuss umgehen und meine Waffe ist Lasantes Bogen.”

„Akzeptiert.“

Als nächstes war Weeds Gruppe an der Reihe und Pale trat unruhig nach vorne. Pale sprach im Namen ihrer Gruppe.

„Wir sind alle ind er selben Party. Level im 50er Bereich. Eine Priesterin, eine Magierin mit Spezialisierung auf das Feuer Element, ein Bogenschütze, ein Mönch und…“

Pale stockte bevor er Weed vorstellte, weil er befürchtete, es würde Darius verärgern, wenn er erwähnte, dass Weed ein Bildhauer sei und sie dann alle ablehnen würde.

„Hmm, ihr seid eine ausgewogene Party. Großartig. Und er ist…?”, Darius bemerkte Weed und fragte Pale: „Gehört er auch zu eurer Gruppe?“

„Ja.“

„Also fünf insgesamt. Damit belegt ihr genau die letzten freien Posten in meiner Truppe.“

„Dann…“

„Werdet ihr an der Quest zur Befreiung von Baran teilnehmen?“

Als Darius sie fragte, poppte eine Mitteilung vor Weeds Augen auf.

 

Der Stoßtrupp zur Befreiung von Baran

Außerhalb der Grenzen des Königreiches von Rosenheim gibt es eine Unmenge von Monstern. Es wurden Mauern gebaut und Soldaten abgestellt, um die Monster von den Grenzen fernzuhalten, aber es gab eine Breche. Durch diese Breche drang eine Horde Monster in das Land und besetzte die Siedlung Baran.

Ziehe gemeinsam mit der Armee von Rosenheim los um die Monster zu vernichten und Baran zu befreien.

Schwierigkeit: D

Zeitlimit: 30 Tage

Nimmst du die Quest an?

 

„Natürlich.“, sagte Pale mit breitem Grinsen.

„Ich akzeptiere ebenfalls.“

„Ich auch.“

„Danke für die Quest Einladung.

„Jep.“

Weed akzeptierte als letztes die Quest.

 

Du hast die Quest angenommen.

 

„Alles klar. Dann lasst uns endlich losziehen.”, Darius sprang auf und rief laut: „Alle die an dem Stoßtrupp teilnehmen, versammeln sich bitte hier! Wir haben jetzt genug Leute und brechen auf!“

***

Es gab keine Zeremonie zur Verabschiedung des Stoßtrupps. Nur eine Handvoll Leute hatte Freunde mitgebracht, welche ihnen nun zum Abschied winkten.

300 Spieler, bunt zusammengewürfelt, verließen gemeinsam die Stadt und zogen in Richtung der südlichen Provinzen – das Ziel war die Siedlung Baran. Ihre Aufgabe war es, die Siedlung von den Echsenmenschen zurückzuerobern.

„Hehe. Ich war noch nie so weit von der Zitadelle entfernt. Es ist beinahe so, als wären wir auf einem Ausflug!“, sagte Romuna fröhlich.

„Ich hätte Lunchpakete mitbringen sollen.“, stimmte Irene zu.

Die beiden Frauen unterhielten sich fröhlich miteinander. Frische Luft und ein sonniger Tag! Dies war das perfekte Wetter für einen Ausflug. Löwen und Wölfe gingen der Truppe aus dem Weg, verängstigt von der Menge der Leute, dadurch war der Marsch sicher.

Während Weeds Kameraden sich fröhlich miteinander unterhielten, überprüfte Weed die anderen Spieler auf ihre Ausrüstung.

Das durchschnittliche Level der Spieler scheint zwischen 40 und 60 zu liegen. Ich habe gehört Darius‘ Level wäre über 140.

Darius selbst hatte fünf Teamkollegen; Drei Schwertkämpfer, einen Dieb und einen normalen Krieger.

Ich sollte davon ausgehen, dass sie alle in etwa das gleiche Level haben.

Weed schloss daraus, dass Darius einfach alle Spieler in die Truppe aufgenommen hatte, die ihn darum gebeten hatten, nur um schnell die benötigten 300 zu füllen.

Diese Vermutung hatte Weed bereits, als Pale sich für die Quest beworben hatte und Darius sie ohne große Fragen einfach akzeptiert hatte. Er hatte nicht mal nachgefragt, welche Klasse Weed hatte.

Ich vermute mal, er möchte die Quest so schnell es geht hinter sich bringen. Es geht hier schließlich um eine beträchtliche Belohnung.

Ein ungutes Gefühl machte sich in Weed breit. Er hatte bereits eigene Erkundigungen über Darius eingezogen, als Pale ihm von der Quest berichtet hatte.

Darius hatte einen schlechten Ruf. Es war allgemein bekannt, dass Darius alles tat, um seine eigenen Interessen voranzubringen.

„Hört mal alle her.“, sagte Weed leise zu seinen Kameraden.

„Hmm?“

„Wenn wir Baran erreichen, sollten wir nicht jedem trauen.“

„Wie meinst du das?“, fragte Romuna.

„Ich meine damit, dass wir von jetzt an auf uns alleine gestellt sind.“

Pale schaute sich um, von Weeds Worten alarmiert: „Ah, ich verstehe was du meinst, Weed.“

„Worum geht es? Ich verstehe es nicht.“, meinte Surka.

Weed runzelte die Stirn.

„Kennen wir die anderen Spieler in der Truppe?“

„Nein.“

„Möchtest du damit sagen, dass wenn ein guter Gegenstand fallen gelassen wird, dass jemand uns töten könnte, um diesen zu bekommen?“, fragte Irene verunsichert.

Diese Frage ließ die anderen erstarren. Surka und Romuna sahen sogar leicht verängstigt aus.

„Nein, das ist es nicht, was ich meine. Natürlich, das könnte auch passieren. Aber ich glaube nicht, dass jemand es wagen würde, dies unter so vielen Zeugen durchzuziehen. Wenn er dies machen würde, dann würde er inmitten von Hunderten von Spielern als Mörder markiert werden und von diesen aus Rache selbst getötet werden. Außerdem würde Darius dies nicht zulassen, da dies seine Autorität untergraben würde.“

„Worum geht es dann?“, fragte Romuna.

„Es gibt hier Niemanden, auf den wir uns verlassen könnten. Das ist unser Problem.“, Weed führte ihre Gruppe etwas von der Truppe weg, damit niemand lauschen konnte.

„Obwohl wir alle noch relativ niedrige Level haben, werden wir gegen eine große Schar Monster kämpfen.“

„Ganz genau! Darum wurden doch auch 300 Spieler und 200 NPC Soldaten für diese Quest versammelt. Wenn wir dies hier erfolgreich abschließen, werden wir eine Menge an Erfahrung und Ruhm für Rosenheim ernten.“, meinte Surka, die es noch nicht begriffen hatte.

„Dann beantworte mir diese Frage. Wir werden wir kämpfen, sobald der Kampf losgeht? Natürlich haben wir eine Menge Leute auf unserer Seite, aber das sind alles Fremde, niemand kennt sich. Wir wissen nicht, welche Fähigkeiten der Bogenschütze dort hinten hat. Wir wissen nicht, ob derjenige neben ihm, der wie ein Magier aussieht, wirklich auch ein Magier ist, oder vielleicht nur jemand der so tut als ob. Was wird wohl passieren, wenn uns die Echsenmenschen überraschen, wie sollen wir reagieren? Wie können wir mit Fremden zusammenarbeiten und uns wehren?“

„Aber was stimmt dabei nicht? Sind Raids nicht immer so?“

 Als Irene eine andere Frage stellte, schüttelte Pale seinen Kopf. „Die meisten Raid Quests erfordern, dass eine bestimmte Anzahl Monster erledigt wird, oder das mein ein Gebiet säubert. Dies ist aber eher im kleinen Umfang. Man hört nur selten von so groß angelegten Quests wie dieser hier, wo man gegen eine Armee Monster auf freiem Feld in den Kampf zieht. Wir haben zwar 300 Spieler und 200 Soldaten, aber sobald der Kampf losgeht, werden wir in kleine Grüppchen zerfallen und wir werden uns nur noch auf unsere Teamkollegen verlassen können.“

„Das bedeutet…“

„Irene, Zahlen können täuschen. Nur weil wir 300 Spieler und 200 NPC Soldaten haben, heißt das nicht, dass unsere Stärke genau der Summe der Stärke der einzelnen Individuen entspricht. Wenn wir die Monster unterdrücken können, dann gibt es kein Problem, aber sobald etwas unerwartetes passiert, wird unsere Truppe wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Deshalb müssen wir vorsichtig sein.“, belehrte sie Weed.

Darius war zu ungeduldig gewesen und hatte sich nur um einen schnellen Sieg gekümmert. Da es eine Unmenge an Spielern gab, die an der Quest teilnehmen wollten, hätte er nur Spieler mit einem hohen Level akzeptieren können, um die Gefahr, die von unerwarteten Ereignissen ausging, zu verringern, auch wenn dies bedeutet hätte, dass Weed und seine Gruppe nicht hätten beitreten können.

Darius hingegen hatte Angst um seine Punkte im Verdienst um Rosenheim, deshalb hatte er alle Spieler über Level 100 abgelehnt, damit ihm Niemand Konkurrenz machte. Stattdessen hatte er die Reihen mit Spielern mit niedrigen Leveln gefüllt und die NPC Soldaten angewiesen, sich hinten zu halten.

Vermutlich hatte er befürchtet, dass einige Soldaten stärker und organisierter als die Spieler waren, und ihm so wertvolle Questbelohnungen streitig machen könnten.

Weed an seiner Stelle hätte genau das Gegenteil getan. Er hätte die 300 Spieler hinten gelassen und die Soldaten zu ihrem besten Potenzial genutzt.

Wenn er die Soldaten gut befehligt hätte, während sie die Echsenmenschen vernichteten, dann hätter er viel Vertrauen und Führungsqualitäten bekommen können. Es gibt viele verschiedene Wege Erfahrung und Belohnungen zu bekommen, aber es gibt nur wenige Gelegenheiten wie diese, bei denen man die Führungsqualtäten so gut trainieren konnte. Er ermahnte seine Teamkameraden erneut, vorsichtig zu sein.

***

Von Zeit zu Zeit hielt die Truppe an um eine Rast einzulegen und etwas Nahrung zu sich zu nehmen. Die Spieler kauten dann getrocknete Rationen oder anderer Nahrung die sie Mitgebracht hatten. Die Soldaten von Rosenheim hielten sich an einen strikten Plan von drei Mahlzeiten pro Tag.

„Was haben wir für einen Plan für die Verpflegung?“, fragte Surka.

Pale und Surka blickten Weed flüchtig an. Sie hatten durch das Gespräch im Lebensmittelladen erfahren, dass Weed kochen konnte. Weed trat also nach vorne, um die Vorteile seines Kochen Skills zu präsentieren.

„Ich werde uns etwas zubereiten. Pale, kannst du für uns Hasen und Wild jagen? Ich brauche wenigstens zwei von beiden.“

„Kein Problem.“

Pale nahm seinen Bogen und kehrte wenig später mit drei Hasen und zwei Rehen zurück. Als Waldläufer, der auf den Bogen spezialisiert war, konnte er problemlos einen schnellen Hasen erlegen ohne zu verfehlen.

„Nun werde ich uns eine leckere Mahlzeit zubereiten.“

Weed machte ein Lagerfeuer, häutete die Hasen und Rehe, und steckte sie auf Spieße um sie über das Feuer zu hängen. Während er sie langsam über dem Feuer drehte, gab er noch ein wenig Salz und Pfeffer hinzu.

„Mhhh, das sieht so lecker aus.“, meinte Surka.

„Ist es schon fertig?“ fragte Irene.

Surka und Irene geiferten bei dem leckeren Geruch des gegrillten Fleischs – das Aroma war einfach unwiderstehlich. Weed hatte bereits die Gäume und Mägen von Sir Midvale und seiner Truppe entzückt. Sie hatten seinen Rindereintopf wie hungrige Wölfe verspeist und sogar die Reste aus dem Topf gekratzt.

Verglichen mit diesen Tagen verbesserte sein inzwischen auf dem Lehrlingslevel befindlicher Kochen Skill den Geschmack noch stärker und sein Kunst Statuswert wurde ebenfalls auf seine Gerichte angewandt, was das Fleisch noch appetitlicher wirken lies. Selbst die Spieße, die durch den Mund gesteckt wurden und hinten wieder hervortraten sahen gut aus.

„Bitte, bedient euch.“, sagte Weed, als er der Meinung war, dass er seine Kameraden lange genug mit der Versuchung gequält hatte. Wie das Sprichwort besagt, ist Hunger das beste Gewürz.

Sobald Weed es ihnen gestattete, machten sich seine Kameraden über das Barbecue her und rissen Fleisch und Knochen ab und stopften es sich in den Mund.

„Oh man, das schmeckt sooooo herrlich!“, rief Surka.

„Du bist der Beste, Weed.“, sagte Romuna und zeigte mit ihrem fettigen Daumen nach oben. Ihr Mund war fettigem Bratensaft verschmiert.

Irene, die Priesterin aß einen ganzen Hasen und gab sich offensichtlich der Völlerei hin, einer der Sieben Sünden, während Pale an dem Hinterbein eines Rehs nagte. Sie leckten selbst die Knochen ab.

„Danke, Weed.“

Von dem guten Essen begeistert, machten sie ihm unentwegt Komplimente.

„Keine Ursache.“

Weed sah sich um und bemerkte, dass sich viele Spieler um ihre kleine Grillparty versammelt hatten, ohne dass er es bemerkt hatte.

„Das sieht so Lecker aus.“

„Ja, wirklich…“

„Ich bin neidisch darauf, wie sie das Fleisch so genießt.“

Der Appetit der anderen Teilnehmer der Quest wurde durch den Anblick von Irene und Romuna, die das Essen sichtlich genossen, noch weiter angestachelt.

„Könnte ich vielleicht auch ein wenig von dem Fleisch bekommen?“, fragte ein Mann.

Weed verteilte das Fleisch frei unter den anderen. „Nein, bedien dich ruhig. Aber bring beim nächsten Mal selbst etwas Fleisch zum Braten mit.“

„Oh, herzlichen Dank.“

Die Zuschauer nahmen Weeds Fleisch dankend an, aber der Rest war schnell verteilt und nur wenige Leute hatten etwas abbekommen.

Bei der nächsten Rast hatte Weed mehr zu tun, weil viele Spieler mit Fleisch zu ihm kamen, damit er es für sie zubereitete. Eigentlich konnten einige von ihnen sogar selbst kochen. Sie waren gezwungen gewesen selbst zu kochen, nachdem die mitgebrachten Verpflegungen verbraucht waren, während sie in der Vergangenheit am Leveln gewesen waren.

Um es auf den Punkt zu bringen: 80% der Spieler in der Truppe waren Männlich. Sie hassten die banalen Tätigkeiten bei der Nahrungszubereitung, wie zum Beispiel Kartoffelschälen und Zwiebeln zu schneiden. Die Frauen sahen das nicht sehr viel anders. Deswegen brachten selbst diejenigen, die kochen konnten, Weed ihr Fleisch, damit er es für sie zubereitete.

„Es tut mir leid, dass ich dich so ausnutze. Ich schulde dir was.“, sagte ein Mann am zweiten Tag zu ihm.

„Ach das ist doch kein Problem. Mach dir darum keine Gedanken. Ich mache das aus Spaß.“

„Aber…“

„Wenn du dich wirklich unwohl dabei fühlst, wie wäre es dann hiermit? Wir machen einen Deal. Wenn du mir etwas für das Essen geben möchtest, dann bezahl mir einfach so viel, wie du glaubst mir schuldig zu sein. Dann kann ich meine Unkosten für Gewürze und Soßen damit decken.“

„Das gefällt mir, so machen wir es.“

Ein lukrativer Nebenjob. Weed begann eine kleine Bezahlung für seine Kochkunst zu erhalten. Natürlich bekam er mehr, als er ursprünglich für die Gewürze und Soßen bezahlt hatte, aber das kümmerte Niemanden, weil sie der Meinung waren, der Preis sei angemessen.

Als die Truppe unterwegs in einem Dorf einen Zwischenstopp einlegte, holte Weed sich große Mengen an Nachschub in einem lokalen Lebensmittelladen. Er musste seine Rezepte verändern, um seinen Kochen Skill schneller voranzubringen. Außerdem wurden neue Gerichte immer wohlwollend von seinen Kunden aufgenommen.

Während des Marschs war Weed damit beschäftigt, die Beilagen und andere nötige Dinge für das Kochen vorzubereiten, um dann in den Pausen sich auf das Kochen selber konzentrieren zu können. Zahabs Gravurmesser war auch perfekt zum Schälen von Kartoffeln geeignet.

Nunja, Statuen zu schnitzen und Kartoffeln zu schälen sind auch irgendwo ähnlich.

Die Mahlzeiten, die von Weed zubereitet wurden, erhöhten im Schnitt die Lebenspunkte um 5% und weil seine Handwerkskunst bereits auf der Lehrlingsstufe war, gab sie auch noch zusätzliche Boni. Im Prinzip erhöhte die Handwerkskunst die Effekte vom Schwertkampf Skill um 30%, während es seine Kochkunst gar um 50% beeinflusste. Deshalb erhielten seine Kunden einen Lebenspunkte Bonus von insgesamt 7,5%. Dies mag ja trivial klingen, aber im Kampfgetümmel konnten diese 7,5% den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.

Bekannte Gesichter mit den Uniformen der Armee von Rosenheim näherten sich Weed, während er kochte.

„Kommandant!“

Nur eine Handvoll NPCs würde Weed so nennen. Er hörte auf Fleisch zu schneiden, sah hoch und erkannte die Gesichter.

„Ihr seid…“

„Salutiert! Grüßt den Kommandant!”

Es waren Hosram, Becker und Dale, die Soldaten, die gemeinsam mit Weed in der Höhle von Litvart gekämpft hatten.

„Wie geht es euch?“

„Wir wurden alle zu Denarions befördert, Kommandant.“, erklärte ihm Becker.

Die Soldaten, welche von Weed trainiert worden waren, wurden zu Denarions befördert und dann neuen Regimentern zugeteilt. Sie hatten nun die Mission neue Rekruten auf dieser Mission zu trainieren.

„Wie es aussieht wurdet ihr dem Stoßtrupp zur Siedlung Baran zugeteilt.“

„Ja, Kommandant, sobald die Siedlung befreit wurde, werden wir dort postiert werden, um die Umgebung zu sichern.“, sagte Dale.

Ein Teil der Soldaten, unter anderem Buren, die unter Weeds Anweisungen gekämpft hatten, wurden Sir Midvale zugeordnet, während der Rest, nun Denarions, mit dem Stoßtrupp auf diese Mission geschickt wurde. Es war Beckers feine Nase gewesen, die Weeds Kochkunst von der Entfernung gerochen und sie hierher geführt hatte.

„Hehe.“, sagte Hosram.

„Ich vermisse deine Kochkunst, Kommandant.“, sagte Becker.

„Es tut uns leid, dass wir nicht erneut unter dir dienen können, aber du könntest uns ja zeigen, dass alte Kameradschaft nicht stirbt, oder?“, sagte seine ehemaligen Untergebenen mit leerem Magen.

„Wieso kennt Soldaten von Rosenheim?“

„Das sind keine Fußsoldaten. Sie sehen aus wie Denarions.“

“Sie haben ihn Kommandant genannt.”

Surka und Pale konnten nicht ihre Überraschung verbergen. Ein Denarion war eine wichtige Position und die Level von diesen Denarions schien höher als ihre eigenen zu sein.

„Kein Problem. Hier.“

Weed gab seinen ehemaligen Untergebenen bereitwillig etwas von dem Essen ab. Natürlich muss nicht weiter erwähnt werden, dass alle Rationen, die ihren Zügen zugeteilt waren, von nun an Weed zugeschmuggelt wurden.

***

Es dauerte genau zehn Tage für die Truppe Baran zu Fuß zu erreichen. Weed hatte beabsichtigt während des Marschs seine Kochkunst zu trainieren. Um die Lehrlingsstufe zu erreichen, musste er nicht nur gut kochen, er musste vor allem auch viel kochen.

Zuvor in der Höhle von Litvart hatte Weed für 32 Personen dreimal täglich gekocht, dies entsprach 96 Portionen pro Tag und über 3.000 Portionen insgesamt. Danach hatte er in der Zitadelle einen Stand aufgemacht und auch dort sehr viel für Kunden gekocht.

Jetzt wo er hunderte Mäuler auf dem Marsch versorgte, hatte insgesamt schon schätzungsweise über 10.000 Mahlzeiten in Royal Road zubereitet. Wenn ein Mensch drei Mahlzeiten pro Tag isst, dann sind das 90 Mahlzeiten pro Monat und ca 1.080 Mahlzeiten im Jahr.

Weed hatte also bereits Mahlzeiten für 10 Jahre für eine Person gekocht. Weed hatte also bereits enorm viel Zeit und Aufwand in den Skill gesteckt. Hobbykochen ist gar nicht zu vergleichen damit, tausende Mahlzeiten zuzubereiten nur um einen Skill zu trainieren.

Obwohl die Bildhauerei am besten geeignet war, um Handwerkskunst zu trainieren, fürchtete Weed, dass er ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, wenn er unterwegs Statuen schnitzte. Mit Kochen kam er leichter durch und konnte nebenher noch ein wenig Geld und Dankbarkeit, wenn nicht gar Respekt, verdienen.

***

Endlich kamen die Truppen in Sichtweite der Siedlung Baran.

„Wir sind fast da.“

„Auf was für Monster, glaubst du, werden wir treffen? Ich kann es kaum erwarten, gegen sie zu kämpfen.“

Surka und Irene gingen den Weg entlang und unterhielten sich zufrieden, während Weed, nun nicht mehr mit kochen beschäftigt, in den Himmel schaute. Es war nichts zu sehen, außer weißer Wolken vor einem strahlend blauen Himmel.

Wusste ich es doch. Die Stadt im Himmel ist nichts Anderes, als ein Mythos. Ich habe mich von dem dämlichen Mythos ablenken lassen. Baran war die Siedlung, die dem Buch zufolge, der letzte Ort war, mit einer Verbindung zu der Stadt im Himmel. Deswegen bin ich dieser Quest beigetreten, aber scheinbar war dies unnötig.

Der letzte Funken Hoffnung war somit auch zunichte. Als die Truppen Baran erreichten, ließ Darius alle anhalten. Als Weed von hinten nach vorne kam, sah er einen alten Mann in schäbiger Kleidung, sowie dutzende Kinder, die auf die Truppen zukamen.

„Was möchtest du?“, fragte Darius den Alten. Er stieg nicht einmal von seinem Pferd ab – Darius und seine Kumpanen waren die Einzigen, die ritten.

„Ich grüße euch, Kommandant. Wir sind Überlebende von Baran. Ich bin Ghandilva, der Älteste des Dorfes. Ich habe vor kurzem Jackson ausgesandt um seine Majestät von unserer misslichen Lage zu berichten. Ich hoffe doch, dass ihr diejenigen seid, welche zu unserer Unterstützung ausgesandt wurden.“

„So ist es.“

Ghandilva der Dorfälteste von Baran und die verängstigten Kinder, die ihm folgten, waren mit ihm aus dem Dorf geflohen, als die Echsenmenschen angriffen.

„Wir werden Baran bald zurückerobern, also macht es euch gemütlich und wartet noch ein wenig auf die guten Nachrichten.“

„Es freut mich das zu hören, Kommandant. Übrigens, ich hätte da noch eine persönliches Anliegen…“

„Worum geht es?“

„Bitte befreit meine Leute, die von diesen verachtenswerten Kreaturen verschleppt wurden. Dies ist der letzte Wunsch dieses bescheidenen, alten Mannes.“

Ghandilva flehte ihn mit tränenden Augen an. Darius Augen leuchteten.

„Ist das eine Quest?“

„Ja, dies ist eine Quest, von meinem Dorf, Kommandant.“

„Was für eine Belohnung könnt ihr anbieten?“

Darius fragte ohne Umschweife. Als ein Spieler mit einem hohen Level, nahm Darius natürlich nicht jede x-beliebige Quest direkt an. Es gab viel zu viele Quests und einige waren nichts weiter als Zeitverschwendung. Ghandilva blickte betreten zu Boden.

„Wir haben nicht viel, was wir euch geben könnten, Sir. Alles was ich dir anbieten kann ist dies hier…“

Ghandilva zeigte ihm einen einfach aussehenden Samen.

„Wie ich vermutet hatte. Was kann man auch erwarten, von einem alten Mann, der sein Dorf an eine Gruppe von niederen Echsenmenschen verloren hat? Keine Schätze, keine Ausrüstung.“

Darius lachte kühl. Er war der Meinung, dass der alte Mann zu ihm gekommen war, nur um Ärger zu machen, bevor der Kampf losging.

„Dann werden wir uns schnell um das Dorf kümmern und wenn wir danach noch Kapazitäten haben, dann werde ich mich persönlich darum kümmern, dass ein paar Truppen ausgesandt werden um eure Leute zu befreien. Wir wissen nicht mal, ob eure Leute jetzt überhaupt noch leben. Strapaziert nicht meine Geduld, alter Mann.“

Darius zog rücksichtslos an Ghandilva vorrüber. Einige der Spieler tuschelten über Darius, aber Niemand wagte es, dem Ältesten zu helfen. Ghandilva verfiel in Verzweiflung. Doch dann ergriff jemand seine runzligen Hände.

Es war Weed.

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