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[Translation by Brandark]
[Proofreader Supermariofreak, Brandark]

Das Mädchen ohne Stimme

Mist… heute ist dieser Tag…

Bereits früh am Morgen hatte Lee Hyun schon schlechte Laune. Das Südkoreanische Parlament hatte ein Gesetz verabschiedet unter dem Namen „lass Niemanden zurück“. Das Ziel dieses Gesetzes war es, Soziale Außenseiter wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

Diese ganze Idiotie basierte auf der Theorie, dass Kinder aus Familien mit einem kaputten Elternhaus eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, später kriminell zu werden, oder selbst Problemfamilien gründeten. Deswegen mussten alle Koreanischen Bürger, welche das 20. Lebensjahr erreicht und ein kaputtes Elternhaus hatten, zu einem psychischen Checkup gehen.

Kurzum, Lee Hyun, dessen Eltern beide gestorben waren, fiel in die Kategorie Kinder mit kaputtem Elternhaus und musste deswegen zum Checkup. Also machte er sich auf den Weg zum „Haus der Wiedereingliederung in die hohe Gesellschaft“.

Ich fühle mich, als hätte ich eine Zeitreise in die 60er Jahre gemacht. Hohe Gesellschaft… was für ein Schwachsinn.

Vor sich hin fluchend betrat Lee Hyun das Gebäude. Die Rezeption war voller 20 Jähriger, welche hierhergekommen waren um sich den Medizinischen Tests zu unterziehen. Er musste eine Stunde warten, bis er endlich an die Reihe kam.

„Hi, ich bin Lee Hyun. Ich bin hier wegen des Tests für „Lass Niemanden zurück“.“

„Ok. Bitte fülle diesen Fragebogen vollständig aus.“

Eine Krankenschwester in einer weißen Uniform reichte ihm einen Zettel.

„Was ist das?“

„Wir werden eine Analyse deines psychischen Zustandes anhand deiner Antworten erstellen. Wenn du aufgrund deines Ergebnisses in die Kategorie der sozial Inkompetenten fällst, dann musst du in Zukunft zur regelmäßigen Behandlung vorbeikommen. Du wirst dann vom Staat finanziellen Ausgleich für die hier verbrachte Zeit erhalten.“

Was für ein unmenschliches Gesetz. Die Regierung hatte praktisch nichts unternommen um den Benachteiligten zu helfen, während sie eine schlechte Kindheit hatten und nun mussten sie einen Nachteil in Kauf nehmen, der es ihnen erschwerte einen Job zu finden. Außerdem durften diese Menschen keinen Job in der Regierung annehmen, es bestünde die Gefahr die Regierung damit dem Terrorismus preiszugeben.

„Ich verstehe.“

Lee Hyun nahm den Fragebogen und füllte ihn schnell aus. Sein Stift bewegte sich ohne Unterbrechung und er hielt auch nicht inne um kurz Nachzudenken. Lee Hyun hatte schon seit vielen Jahren über seine Antworten auf diese Fragen nachgedacht und war sich deshalb sicher, was er schreiben wollte.

„Ich bin fertig. Kann ich jetzt gehen?“

“Aber natürlich. Hier nimm noch dies, um deine Reisekosten zu decken.”

Wenigstens zeigte die Regierung ein wenig Verständnis. Lee Hyun nahm das Geld und verließ die Anstalt. Währenddessen sorgten seine Antworten für einigen Aufruhr unter den Psychologen.

***

Cha Eun Hee, Doktorin der Psychologie, lachte lauthals. Die Doktorin, welche den Spitznamen Eiskönigin trug, lachte lauthals in der Öffentlichkeit, dies war ein Anblick den die Krankenschwestern selten sahen.

„Hat sie es endlich geschafft, mit ihrem Hund zu kommunizieren?“

„Wahrscheinlich. Für sie ist nichts unmöglich.“

Dr. Cha war mit ihrer Familie als Kind in die USA gezogen, weil beide Eltern Diplomaten waren. Als sie 20 war, promovierte sie auf Harvard mit der höchsten Auszeichnung. Ihren Doktortitel erlangte sie, bevor sie 23 alt wurde. Sie war eine sehr schöne Frau, kulturell und mit viel Würde, deswegen war es eher selten, dass sie sich so unbefangen benahm.

Schließlich fragte die Oberschwester, was denn so lustig sei.

„Dr. Cha, was ist denn so lustig?“

„Schau dir das hier mal an.“

Während ihre Augen vor Lachen tränten, gab sie der Oberschwester etwas, dass sie in der Hand hielt. Es handelte sich um einen Fragebogen, den jemand für „lass Niemanden zurück“ ausgefüllt hatte. Auf dem Fragebogen standen sieben Kurze Fragen mit sieben ebenso kurzen Antworten.

  • Fragebogen
  • Name: Lee Hyun
  • Wie Lautet ihr Name?
  • Lee Hyun
  • Was machen Sie beruflich?
  • Ich bin ein Verbrecher, der den Weltfrieden gefährdet.
  • Was machen Sie zurzeit?
  • Ich fülle diesen Fragebogen aus.
  • Was sind die drei Denkwürdigsten Ereignisse in Ihrem Leben?
  • Ich erreichte das maximale Level in Continent of Magic. Einmal spielte ich das Spiel 204 Stunden am Stück ohne zu Schlafen oder zu Essen. Verkaufte meinen Account.
  • Wann haben Sie ihre Position in der Gesellschaft erkannt?
  • Nachdem ich den Film „Planet der Affen“ gesehen habe.
  • Wie würden Sie Ihre Person in einem Satz beschreiben?
Ich bin ein Drache.

Die Oberschwester war sprachlos, nachdem Sie den Fragebogen gelesen hatte.

„Ist dies ein Ausschnitt aus einem Comic?“

„Nein. Es sieht so aus, als hätte dies heute Morgen jemand ausgefüllt. Sehen Sie nicht den Eingangsstempel am Ende?“

„Ein typischer Verrückter.“

„Wieder falsch. Wäre er verrückt, würde er die Gesellschaft nicht so sarkastisch und genau betrachten, wie dieser Fragebogen zum Ausdruck bringt.“

Dr. Cha entschied, dass Lee Hyun normal war. Von ihrem Psychiatrischen Standpunkt aus, konnte sie beinahe einen Verzweifelten Schrei von den Antworten hören. Die Gesellschaft so zu verspotten, dieser junge Mann musste echt ein eintöniges Leben in einer grausamen Gesellschaft gelebt haben.

*Whew*

Die Oberschwester konnte nicht anders, als zu Seufzen. Sie hatte keinen Grund der Doktorin zu Widersprechen. Dennoch dachte sie, dass Dr. Cha, welche ihren Doktortitel in den USA gemacht und weltweit anerkannt war, entweder Überdurchschnittlich oder dieser Lee Hyun Unterdurchschnittlich war.

Vermutlich sind beide unnormal. Oder sie sind normal und ich bin die einzige Verrückte in diesem Raum. Vielleicht ist auch einfach die ganze Welt verrückt geworden.

Die Oberschwester schüttelte den Kopf.

Dr. Cha nahm den Fragebogen wieder an sich und stand auf.

„Die Gesellschaft braucht verschiedene Menschen. Lass es einfach sein, du musst nicht so viel darüber nachdenken. Übrigens, ich werde diesen Fragebogen Seoyoon zeigen.“

„Patientin Jeong Seoyoon?”

„Ja.“

“Glaubst du, sie wird es lesen?”

„Sie wird. Die Menschen, die sich verschließen, trachten nach Aufmerksamkeit von außen. Ich hoffe nur, dass sie diesmal Lachen wird.“

Dr. Cha nahm den Fragebogen, den Lee Hyun ausgefüllt hatte und ging in Richtung Station. Ihr Ziel war eine spezielle Station im 12. Stockwerk. Ausgestattet mit den neuesten Medizinischen Geräten, den besten Doktoren, einem Privaten Pool sowie einem Trainingsraum, kostete ein Zimmer hier fast 20 Millionen Won pro Tag (ca. 13.500€).

„Hi, Seoyoon. Ich bin hier um dich zu besuchen.“

Während Sie ihre Patientin anlächelte betrat Dr. Cha das Zimmer. Ein blasses Mädchen hob ihren Kopf von einem Buch, welches sie gerade las. Dieses Mädchen war so schön, dass selbst Supermodels vor Neid erblassen würden, dennoch war ihr Gesicht emotionslos. Wie eine Puppe, wirkte sie beinahe Leblos.

Gott gab ihr mehr Schönheit als sie verkraftete.

Dieses Mädchen war so schön gewesen, dass sie über alle Maßen von ihrem Vater geliebt wurde. Das Tabu zwischen Vater und Tochter wurde nie gebrochen, aber ihre Mutter war paranoid und vertraute ihrem Ehemann nicht mehr.

Ihre Mutter war eifersüchtig auf die eigene Tochter gewesen, und misshandelte sie deswegen. Doch dann kam die Tragödie dieses schicksalhaften Tages. Seitdem hatte das Mädchen ihre Sprache verloren.

Damals, als sie noch jung war, war Seoyoon ein Engel in einem menschlichen Körper gewesen. Dr. Cha war eine enge Freundin von ihr gewesen und hatte immer Mitleid mit ihr gehabt, weil sie keine Liebe von zuhause erfahren hatte.

„Schau dir dies einmal an. Es ist mir zwar verboten Dokumente aus meinem Büro mitzunehmen, aber ich wollte dir dies hier zeigen.“

Dr. Cha gab dem Mädchen den Fragebogen, welchen Lee Hyun ausgefüllt hatte. Seoyoons Augen glitten über das Papier und Dr. Cha hoffte, sie würde anfangen zu lachen.

Ist dir eigentlich bewusst, dass wenn du jetzt anfangen würdest zu lachen, dass dies das erste Mal in fünf Jahren wäre?

Aber ihr Gesicht rührte sich nicht und zerbrach die Hoffnung, welche Dr. Cha in den Fragebogen gesteckt hatte. Das Mädchen sah sich nur den Fragebogen an und gab ihn ihr zurück. Es brach ihr das Herz, dieses Mädchen so zu sehen, obwohl sie einst ein so aufgewecktes und fröhliches Mädchen gewesen war.

„Alles klar… brauchst du noch irgendetwas?“

Doch Seoyoon schüttelte nur den Kopf.

„Okay, dann ruf mich einfach, falls du etwas benötigst.“

Dr. Cha verließ still den Raum.

„Und, hat sie gelacht?“, fragte die Oberschwester draußen, da ihr nicht gestattet wurde den Raum zu betreten.

Doch Dr. Cha lächelte nur traurig.

„Es hat also wieder nicht geklappt.“

„Nein. Ich kann einfach keinen Weg finden, wie sie sich wieder öffnet. Ich muss sie einfach heilen, um das Vertrauen des Präsidenten in mich wieder zu stärken – Nein, ich muss sie um ihretwillen heilen.“

Zahllose Psychologen, Psychiater und Schamanen wurden damit beauftragt sie zu heilen, dennoch hatte keiner Erfolg. Niemand konnte ihr kaltes Herz erwärmen. Inzwischen hatten fast alle ihre Hoffnung aufgegeben. Die Oberschwester hatte auch Tränen in den Augen. Sie bedauerte, dass ein so schönes Mädchen nicht redete oder lachte und in ihrer eigenen Hülle eingeschlossen war.

„Gibt es denn keine Therapie oder Medizin um ihr zu helfen?“

„Ein psychisches Heilmittel wirkt nicht, wenn der Patient sich gegen die Realität verschließt.“

„Dann wird sie also für den Rest ihres Lebens so bleiben…“

„Wir müssen sie zurückholen. Wir brauchen nur etwas, dass sie dazu bringt der Realität ins Auge zu sehen.“

„Aber es sind bereits fünf Jahre vergangen. Inzwischen ist es vielleicht nicht mehr möglich ihr zu helfen.“

„Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das nicht passiert. Egal was geschehen mag, ich werde sie zurückholen.“

Dr. Cha war entschlossen. Sie hatte ein Studium in Psychologie abgeschlossen und sich freiwillig in diesem Krankenhaus beworben, nur um Seoyoon zu helfen.

„Ich habe bereits eine neue Behandlungsmethode vor einem Jahr gestartet.“

„Davon habe ich bisher noch gar nichts gehört.“

„Natürlich nicht, es ist ein Geheimnis. Es ist Royal Road. Sie verbringt die meiste Zeit in diesem Spiel.”

„Dann-„

„Genau. Wir lassen sie ein neues Leben in der fiktiven Welt starten. Sie muss dort ihre eigenen Schritte gehen und kann mit anderen Menschen in Kontakt treten. Ich hoffe, dass sie dadurch ihr Vertrauen in die Menschen zurückerlangen kann, und Gefühle fühlt, welche sie noch nicht kennt.“

***

Zurück Zuhause besuchte Lee Hyun die Item Handelsseite, bevor er sich in Royal Road einloggte. Obwohl Lee Hyun dort bisher nur eine Transaktion abgeschlossen hatte, hatte er bereits den Status dreifach Diamant. Sein Account von Continent of Magic wurde für über 3 Milliarden Won gehandelt, allein dadurch hatte er sofort den VIP Status auf dieser Seite erlangt.

Kaufe: Eisenschwert mit +20 Stärke für 400.000 Won.

Kaufe: Ringe für Krieger. Macht ein Angebot.

Kaufe: Blaue Stiefel für Waldläufer. 300.000 Won verhandelbar.

Kaufe: Ohrringe für Magier. Biete Marktpreis + Extra.
Die Liste der Items, welche die Spieler kaufen wollten war endlos. Mit einem Suchbegriff fand man Millionen Ergebnisse, aber nur wenige davon kamen schließlich zu einem Handel. Da viele Spieler gute Items haben wollten, war der Bedarf sehr hoch, aber es gab nicht genug Verkäufer. Die Verkäufer waren in der stärkeren Position, ihre Auktionen hatten großen Andrang und waren teilweise in wenigen Minuten abgewickelt.

Verkaufe: Streitkolben des Roten Geistes; 105/105 Haltbarkeit; 96-105 Schaden; +15 Stärke; 100.000 Won +

Verkaufe: Shine’s Segnender Ring: Selten; Heilt 3 MP pro Sekunde für 5 Minuten; Startgebot 3.000.000 Won

Verkaufe: Ring des Messiah: erhöht Magie Vert; Feuer Magie +8%; 4.000.000 Won

Verkaufe: Schmiedehammer von Thomas: +15% Erfolgschance bei Schmieden von Waffen. Ermöglicht die Produktion verbesserter Waffen. 5.000.000 Won

Die obersten 10% der Angebote hatten enorme Preise. Danach kamen weniger wertvolle Items, welche dennoch wenigstens 100.000 Won als Preis hatten. Dies zeigte deutlich, wie begehrt seltene Items waren und wie selten sie angeboten wurden.

Wenn Weed nicht so viel Glück gehabt hätte, gleich zu Beginn ein Eisenschwert zu erhalten, dann hätte er viele einfache Quests erledigen müssen, nur um sich eines zu kaufen, welches dennoch schwächer gewesen wäre. Hätte er dies nicht gemacht, dann würde er nicht mal halb so viel Schaden austeilen, weil er weder eine Waffe noch den Skill Schwertkampfkunst verwenden könnte.

Im Gegensatz zu Waffen und anderer Ausrüstung, wurden Items mit vielen Einschränkungen, oder solche, welche für Schmiede oder Schneider spezialisiert waren eher zu geringeren Preisen gehandelt. Items für Bildhauer wurden gar nicht erst angeboten.

Royal Road war gerade mal 15 Monate alt. Die Spieler waren immer noch mit dem Leveln und Abenteuern beschäftigt. Lee Hyun hatte bisher keine Produktionsklassen gesehen. 70% des Kontinents waren bisher noch nicht erkundet, dies bedeutete, dass noch sehr viele Dungeons unentdeckt waren und viele Quests bisher noch nicht gelöst wurden. Mit den vielen Möglichkeiten, die der Kontinent noch zu bieten hatte, verspürten eher wenige Spieler die Lust eine Produktionsklasse zu wählen und dann die meiste Zeit in einer Werkstatt zu verbringen.

Das Königreich Rosenheim war ein relativ neues Gebiet, welches erst vor sechs Monaten entdeckt worden war. Die Gruppe, welche das Königreich entdeckt hatte, hatte daraus großen finanziellen Gewinn schlagen können. Rosenheim war weit vom Zentrum des Kontinents entfernt, dadurch gab es hier noch viele nicht kartographierte Gebiete und unentdeckte Dungeons, welche vor Starken Monstern nur so wimmelten. Dies war auch der Grund, warum Lee Hyun sich entschieden hatte, sein Abenteuer hier zu beginnen.

Ob ich wohl zu spät angefangen habe? Nein, ich kann immer noch aufholen.

Lee Hyun schüttelte den Kopf. Während seine Konkurrenten levelten und Abenteuer erlebten, hatte er trainiert und Informationen gesammelt, um sich vorzubereiten. Er wollte seinen Account nicht mehr verkaufen. Einen Account von einem VR Spiel zu verkaufen gestaltete sich eher schwierig, da ein Iris Scan zur Identifizierung genutzt wurde. Außerdem musste er im Geschäft bleiben, anstatt einmalig gutes Geld zu verdienen. Royal Road musste seine Familie für wenigstens fünf Jahre ernähren.

So wie es aussieht wird Royal Road meine Familie für fünf- nein zehn Jahre ernähren können. Ich werde es mir leisten können Hayan studieren zu lassen. Ich bin ein Schulabbrecher, aber Hayan verdient eine bessere Zukunft.

*Klingeling*

Plötzlich klingelte das Telefon. Lee Hyun sah sich um und stellte fest, dass seine Schwester und seine Großmutter außer Haus waren, also nahm er den Hörer ab.

„Hallo? Wer spricht da?“

“Lee Hyun, bist du das? Mann, Du klingst immer noch so abweisend am Telefon! Ich bin’s, Sang Hoon.“

„Ach du bist es. Sang Hoon.“

Lee Hyun hatte diese Stimme schon lange nicht mehr gehört.

Seit ich die Schule abgebrochen habe…

„Also, worum geht es?“

„Wir haben ein Klassentreffen heute Abend.“

„Das interessiert mich nicht. Sollte dieses Treffen nicht nur von Abgängern besucht werden? Es ist kein bisschen Lustig, wenn ein Schulabbrecher wie ich dort auftaucht.“

„Aber-„

„Kein Aber. Du weißt, warum ich die Schule abgebrochen habe. Ich möchte mit der Schule nichts mehr zu tun haben. Das war‘s.“

„…“

„Tu mir einen Gefallen, Sang Hoon. Ruf mich nie wieder an.”

*Klack*

Lee Hyun knallte den Telefonhörer auf das Telefon und atmete tief durch. Dies war ein Anruf, den er hätte verzichten können. Wenn er doch nur so ein Blitzdings wie in Men in Black hätte, dann könnte er einfach die drei Jahre der High-School löschen. Die schlimmsten Jahre seines Lebens.

Damals wurde Lee Hyun von den Schlägern des Kreditinstitutes bedroht und zusammengeschlagen. Er musste sich zur Schule schleichen. Im Morgengrauen hatte er sich auf den Weg gemacht und kam erst um Mitternacht wieder zurück. Für eine Weile konnte er so den Schlägern ausweichen, aber sie waren schlauer als er gedacht hatte. Sie heuerten Straßengauner an um seine Lehrer unter Druck zu setzen. Sein Klassenlehrer hatte sogar vor der gesamten Klasse von ihm verlangt, dass er seine Schulden zurückzahlen sollte. Seine Lehrer hatten ihn auf Knien angefleht, weil sie nicht in diese Geschichte verwickelt werden wollten.

Am nächsten Tag meldete er sich bei der Schule ab.

Lee Hyun war ein wenig neugierig, wie seine alten Klassenkameraden als Studenten waren, aber es würde nur unangenehme Erinnerungen wecken, wenn er dort auftauchte.

Die unausweichliche Wahrheit ist, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als Royal Road zu spielen.

Lee Hyun beendete seine Mahlzeit und betrat wieder das Spiel.

***

Weed hielt sich an seine tägliche Routine, vor dem Anwesen von Rodriguez von morgens bis zum Abend zu warten. Wer außer ihm könnte einen Tag so langweilig verbringen?

„Was hältst du davon, mit mir im Westlichen Tal jagen zu gehen? Nilpferde haben ein hohes Level, aber wenn wir zusammen arbeiten, dann sollten sie kein Problem sein.“

„Ich habe gehört, dass du einer Eskorte für eine Karawane Richtung Eline beigetreten bist?“

„Der Preis von Troll Blut ist in letzter Zeit um mehr als das Dreifache gestiegen. Ich befürchte ein großer Krieg steht bevor.“

Weed hörte viele Unterhaltungen von den Fußgängern. Pferde wieherten und Kutschen fuhren vorbei. Er sammelte Informationen während er wartete. Würde er dadurch nicht ein wenig unterhalten werden, so hätte er bereits aufgegeben. Als er die Dummys verprügelt hatte, waren wenigstens seine Statuswerte von Zeit zu Zeit gestiegen. Es war eine Tortur unter der Sonne zu sitzen und nichts tun zu können.

Hatte Buddha nicht für einige Tage vor einer Wand gesessen und meditiert?

Er erlebte nun eine ähnliche Erfahrung, während er auf Rodriguez wartete. Während der letzten zwei Tage war er auch mit Pale und den anderen wieder Jagen gegangen. Sie waren zwar nicht so stark wie er und levelten deshalb langsamer, aber dafür waren sie flexibler und konnten auch während des Tages leveln gehen und holten dadurch schnell zu Weed auf.

Die 30% Erfahrungsbonus während der Nacht werden praktisch von den 50% stärkeren Monstern wieder ausgeglichen. Für Spieler mit einem niedrigen Level war das Jagen Tagsüber meist ertragreicher, als nachts.

Außerdem hatte Weed den Nachteil, dass er noch keine Klasse hatte und konnte deswegen kaum Skills verwenden und diese leveln. Seine Skilllevel würden seinem Level hinterherhinken, wenn er erst mit einem höheren Level eine Klasse annahm. Außerdem wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt, weil er warten musste ohne irgendetwas tun zu können.

Was kann ich nur machen während ich hier warte? Bildhauerei… Skulpturen…

Weed sah sich um und fand ein Stück Holz, welches vermutlich von einem Rad abgebrochen war. Weed nahm das Stück Holz und aktiviert den Bildhauer Skill.

„Schnitze dies.“

*ritz*

Weed seine Hände bewegten sich von alleine und schnitzten das Stück Holz hier und da.

„Was zum…!“

Als der Skill fertig war seufzte Weed. Das einst eckige Stück Holz war zu einem kleinen, runden Etwas geworden.

Ich sollte dies wohl besser selbst übernehmen.

Weed nahm ein anderes Stück Holz und begann selbst zu schnitzen. Weil er schon viele Berufe als Kind ausgeübt hatte, waren seine Hände recht geschickt, sodass er sich nicht allzu blöd anstellte. Zahabs Messer war so scharf, dass es ohne Probleme durch das Holz glitt. Nach einigen Versuchen schaffte er es endlich ein hölzernes Schwert zu schnitzen.

Du hast Erfahrung in Bildhauerei bekommen.

Du hast Erfahrung in Handwerkliches Geschick bekommen.

Zwei Nachrichten Fenster informierten ihn über seinen Erfolg. Weed lernte dadurch zwei Dinge, zum einen, dass er sich nicht auf den Bildhauerei Skill verlassen musste und dass er außerdem, wenn er diesen verwendete eine genaue Vorstellung des fertigen Produkts haben musste.

Ich sollte diesen Skill vielleicht noch ein wenig mehr üben.

Gelangweilt sammelte Weed weitere Stücke Holz und begann diese zu schnitzen.

Dies macht schon irgendwie Spaß.

Weed erinnerte sich daran, dass sein Lehrer in der Grundschule ihn einmal gelobt hatte, dass er gut darin wäre, Dinge zu machen. Die ersten Produkte seiner Schnitzerei waren meistens Nutzlos, dennoch waren auch einige Stücke dabei, die durchaus ansehnlich waren. Er verbrachte nun schon fünf Stunden damit Holz Stücke zu schnitzen. Er fand es ja eigentlich merkwürdig, dass jemand sich hinsetzte um Figuren zu schnitzen, aber er fand es besser, als rumzusitzen und nichts zu tun.

  • Dein Skilllevel ist gestiegen!
  • Bildhauerei Anfänger Level 2
  • Ermöglicht es dir, komplexere Arbeiten zu erledigen.
Senkt die Chance auf einen Fehlschlag.

Weeds Bildhauerei Skill und Handwerkliches Geschick stiegen rasch im Level, weil sie auf diesem niedrigen Level noch nicht so viel Erfahrung brauchten.

„Wow.“

Weed war erstaunt. Als sein Level in Bildhauerei stieg tauchten beim Schnitzen plötzlich verschiedene Fenster auf, welche ihm Tipps gaben, wie er einfach schnitzen oder Muster einritzen konnte. Er konnte einen Tipp auswählen und er wurde direkt in die Tat umgesetzt. Selbst wenn er einen Fehler machte, konnte der Skill den Schaden teilweise verhindern.

Seine Figuren waren inzwischen viel schöner. Weed schnitzte einen Fuchs, den er nachts gejagt hatte und auch eine Wolfsfigur war gar nicht so schwer. Er platzierte fertige Figuren neben sich. Sein Skilllevel in Bildhauerei war aktuell zwei, aber durch Zahabs Messer wurde das Skilllevel auf vier verdoppelt. Das Messer war ein Einmaliges Item, wofür jeder Bildhauer töten würde.

Das Problem ist, dass es keinen interessiert.

Die Klasse Bildhauer wurde fast überhaupt nicht gespielt. Selbst wenn es ein paar Möchtegern Bildhauer gab, waren ihre Level so niedrig, dass man keinen guten Preis für das Messer erwarten konnte.

Als Weed die nächste Skulptur beendet hatte, ploppte plötzlich wieder ein Fenster auf.

Neuer Stat: Kunst

Kunst?

  • Kunst
Die Fähigkeit Kunst zu erkennen und umzusetzen. Kunst macht Essen und Künstlerische Produkte ästhetischer und ansprechender. Steigt wenn du Kunst siehst, hörst, riechst, schmeckst oder ertastest. Steigt ebenfalls, wenn du dich künstlerisch betätigst.
„…“

Weed hielt kurzzeitig inne. Er dachte über die vielen Möglichkeiten nach, welche Kunst bot und traf dann eine Entscheidung.

„Lösche den Statuswert Kunst!“

Statuswert kann nicht gelöscht werden.

„Verdammt!“

Ein Spieler kann nicht unendlich viele Stats haben. Die Maximale Anzahl für Stats ist 15. Weed konnte es nicht ertragen, dass einer dieser wertvollen Plätze nun mit dem Statuswert Kunst verschwendet war. Er hatte geplant nur sinnvolle Statuswerte zu lernen.

Naja, ich kann es nicht ändern.

Weed brauchte den Statuswert nicht, also würde er auch niemals Punkte darauf verteilen. Wenigstens wuchs er auch von alleine, dennoch war er zweifelhaft, wie er sich auswirken würde.

Weed setzte seine Schnitzerei fort. Er war mehr interessiert an den Nebeneffekten, die er dadurch bekommen konnte, als an dem Skill selbst.

Bildhauerei ist für nichts zu gebrauchen. Aber der Skill Handwerkliches Geschick stärkt mich in einigen Bereichen. Er verstärkt meinen Angriff mit den meisten Waffen und verbessert mein Geschick bei der Herstellung verschiedener Items.

Handwerkliches Geschick war ein praktischer Skill, der fast überall einen Nutzen hatte.

Du hast Erfahrung in Handwerkliches Geschick bekommen.

  • Dein Skilllevel ist gestiegen!
  • Handwerkliches Geschick Anfänger Level 3
  • Du kannst nun Kochen und Schneiderei lernen.
  • Verstärkt deine Angriffskraft mit Nah- und Fernkampfwaffen um 3%
Verstärkt deine Angriffskraft mit Fäusten um 5%.

Weeds Handwerkliches Geschick erreichte schnell Level drei, weil es zu Beginn noch recht einfach zu leveln war.

Es zahlt sich wirklich aus.

Weed war zufrieden mit dem schnellen Wachstum von Handwerkliches Geschick. Dies war teilweise darauf zurückzuführen, dass seine Schnitzereien wegen Zahabs Messer eigentlich schon ein höheres Level hatten, aber hauptsächlich deshalb, weil Bildhauerei den meisten Einfluss auf den Skill hatte.

Kochen und Schneidern zum Beispiel waren gute Skills, welche Handwerkliches Geschick beeinflussten, aber dennoch verblasste ihr Effekt auf den Skill im Vergleich mit Bildhauerei, welcher viel mehr Geschick und Detailtreue fordert. Kurzum, Bildhauerei war sehr wichtig um Handwerkliches Geschick zu leveln. Dennoch würde niemand Bildhauerei lernen, nur um Handwerkliches Geschick zu leveln.

Ich werde niemals Schneidern lernen. Ich hasse es!

Weed betrachtete den Kochen Skill als sehr nützlich, da er dadurch auch unterwegs leckeres Essen genießen konnte und außerdem dabei noch Geld sparte. Außerdem konnte er mehr Ausdauer mit selbstgemachtem Essen regenerieren und hatte so auch mehr Möglichkeiten wenn er länger unterwegs war.

Weed hatte so schlechte Erinnerungen an die Arbeit in einer Textilfabrik, dass er auf gar keinen Fall das Schneidern lernen wollte.

Ich hasse das Schneidern mehr als alles andere. Ich werde niemals diesen verdammten Skill lernen!

Während Weed gedankenverloren an seinen Figuren arbeitete, bemerkte er nicht, dass viele Spieler sich um ihn versammelten, bis er seltsame Unterhaltungen mitanhörte.

„Wow, die sehen so schön aus.“

„Die sehen wirklich echt aus.“

„Ich habe noch nie solch lebendige Kunst gesehen.“

Weed sah auf in Richtung der Spieler. Eine Gruppe interessierter Spieler hatte sich um ihn versammelt und betrachtete seine fertigen Figuren. Ein kleines, niedliches Mädchen zeigte mit dem Finger auf eine Hasenfigur.

„Hey, Onkel, steht die zum Verkauf?“

Weed hätte sie normalerweise darauf hingewiesen, dass er noch gar nicht so alt sei, aber…

„Aber natürlich! Was kann ich für dich tun, Junge Lady?“

Weed lächelte das Mädchen freundlich an, da er Geld roch.

„Ich möchte diese Figur kaufen. Wie viel kostet sie?“

Während Weed ihr die Figur reichte, dachte er kurz darüber nach.

„Sie kostet…“

Weed war auf einmal in der Situation einen fairen Preis zu verlangen. Da die Figuren hier ansonsten nur verrotten und in einem Mülleimer landen würden, konnte es nicht schaden, sie zu einem kleinen Preis zu verkaufen. Er zeigte zwei Finger hoch.

„Ich nehme so viel.“

“Zwei Silber? Das ist günstiger, als ich gedacht hätte.”

Das Mädchen bezahlte zwei Silber und nahm den Hasen.

„Dieser Hase ist sehr niedlich. Ich werde ihn als ein Andenken aufbewahren.“

Verblüfft starrte Weed dem Mädchen nach. Mit zwei Fingern hatte er eigentlich zwei Bronze gemeint. Nur zwei Bronze. Aber das Mädchen hatte das Hundertfache gezahlt und war zufrieden gewesen.

„Hey, ich möchte auch eine kaufen.“

„Ich ebenfalls. Ich möchte die zwei Füchse dort drüben.“

Weed seine Figuren verkauften sich gut. Kleine wurden für 2 Silber gehandelt, während die größeren für 3 Silber weggingen. Figuren von Hasen und Füchsen, welche die Spieler zu Beginn gejagt hatten waren beliebter, als Skulpturen in der Form von Schwertern oder Schilden.

Die Tiere waren niedlich und waren hübsche Andenken an die Anfängerzeit der Spieler. Ein Spieler mit Level 100 konnte problemlos einige Goldstücke pro Tag verdienen, für sie waren 2 Silber nichts. Sein Schnitzereien verkauften sich schnell.

„Kannst du uns bitte eine Fuchsfigur machen? Einen Fuchs mit neun Schwänzen. Ist das möglich?“

Weed dachte darüber nach und nickte. Die Aufgabe war nicht so schwer, wie es klang. Die normale Form eines Fuchses plus neun Schwänze. Warum nicht?

„Aber natürlich. Aber dafür müssen sie ein wenig extra bezahlen.“

“Wie viel?”

“Fünf Silber sollten reichen.”

Als das Wort „Fünf“ über seine Lippen kam bereute er es sogleich wieder. Er dachte er hätte es mit dem Preis übertrieben, aber der Käufer war schnell mit seiner Antwort.

„Großartig. Ich nehme es. Kannst du es dann bitte extra schön machen?“

In der Zitadelle von Serabourg gab es einen Skulpturenladen, allerdings war dieser spezialisiert auf Lebensgroße Statuen, oftmals verziert mit Gold oder Edelsteinen. Normale Spieler konnten sich solche Statuen nicht leisten, außerdem waren sie zu sperrig um sie auf Reisen mitzunehmen. Da außer Weed niemand anderes Figuren verkaufte, waren seine Figuren sehr begehrt und wurden als Erinnerungsstücke hoch geschätzt.

„Wow, das sieht cool aus.“

Diejenigen, welche eine Figur gekauft hatten, waren begeistert und freuten sich über ihren Kauf.

„Kann ich deinen Namen erfahren, sodass ich nach dir suchen kann, wenn ich noch eine kaufen möchte?“

„Weed – Bildhauer Weed. Solltest du jemals eine Figur nach deinen Wünschen haben wollen, dann zögere nicht, mich zu kontaktieren.“

„Vielen Dank. Man sieht sich.“

Bevor die Sonne unterging, verbreiteten sich die Gerüchte über einen Bildhauer bis zum anderen Ende der Stadt und die Leute kamen um ihn zu sehen.

„Ich möchte, dass du ein paar Figuren für uns machst.“

Weed hatte 4 Silber letzte Nacht beim Jagen verdient, aber nun waren schon ein bis zwei Figuren mehr wert. Es dauerte nur ungefähr zehn Minuten eine Figur zu schnitzen und er hatte keine Materialkosten, deshalb war es sehr lukrativ.

Am nächsten Tag besucht Weed einen Schreinerladen und kaufte Holz in größeren Mengen. Er begann nun, die Figuren in Masse zu produzieren. Während seine Skills stiegen, wurden auch seine Figuren immer schöner und detailreicher.

Natürlich wurden seine Figuren, welche jetzt schöner waren auch teurer und schneller verkauft. Erfolgreiche Meisterstücke, welche ein bis zwei Mal alle 1000 Figuren auftauchten, wurden sogar zur Auktion freigegeben.

Währenddessen änderte sich seine Meinung von Bildhauerei leicht. Es war ein netter kleiner Nebenverdienst.

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